Den Sieg vor Augen, eine bittere Niederlage

TTBL

Nach Königshöfer 2:0-Führung fehlt ein Satz zum Auswärtssieg

Bad Königshofen (rd) Die Hausherren hatten sämtliche Vorschläge zur Eventisierung der Heimspiele bis zum Anschlag umgesetzt. Nicht nur mit „It´s showtime“ und „Lets get ready to rumble“ des Hallensprechers. Nur den Aufruf „Ansonsten könnt ihr heute randalieren wie ihr wollt“, nahmen die Zuschauer im beengten, einer Einfach-Turnhalle ähnlichen TT-Zentrum nicht wörtlich. Es war ein faires, ein Klasse-Publikum.

Viele Fragezeichen standen vor diesem dritten Auswärtsspiel in der zweiten Bundesliga-Saison des TSV Bad Königshofen. U.a. diese zwei: Wie würde die junge TSV-Crew die Schlappe von Fulda weg stecken bei diesem Final-Four-Mitfavoriten, wenn auch Tabellenletzten? Und gleich im ersten Spiel: Wie würde Mizuki Oikawa die Negativ-Erfahrungen von Fulda und dem Vorjahr (glatte 0:3-Niederlage) an selber Stelle gegen den Nationalspieler Ricardo Walther, WR-42, wegstecken? Eine nicht unwesentliche Korrektur von Trainer Koji Itagaki: Er war zur Erfolgsaufstellung der zwei Startsiege in Bremen und Grenzau zurückgekehrt. Wonach der TSV-Zweier Oikawa schon mal gleich auf den ASV-Einser Walther traf und Farbe bekennen musste.

So viel vorweg: Er fand die richtige Mischung, ließ sich auf riesige Ballwechsel ein, hatte aber meist das bessere Ende für sich. Im ersten Satz kam keiner mehr als einen Punkt weg, erstmals Oikawa, zum 9:8, das er zum 11:8 ausbaute. Im zweiten Satz ein anderes Bild: Der Königshöfer konnte seinen Gegner ab 6:6 immer auf Distanz halten, 11:8. Auch im dritten war Oikawa der Aktivere, spielte seine unglaubliche Beinarbeit nutzbringend aus und zog diesmal bereits über 6:3 und 9:4 bis 10:8 durch. Diese zwei Matchbälle reichten ihm aber noch nicht. Immer wieder zog Walther den Kopf aus der Schlinge. Doch Kilian Ort machte schon mal demonstrativ Dehnübungen in der Tür, vier Meter neben dem Tisch, quaisi als Auftrag, „kommt, macht fertig, ich bin soweit.“ Doch erst den sechsten Matchball setzte Mizuki sorgfältig auf die Tischkante zum 15:13 für ihn und 1:0 für Bad Königshofen. Manager Andy Albert war begeistert, wurde dann erst wieder geerdet und bekam weiteren Anlass zur Freude, aber auch Trauer: Wechselbad der Gefühle eben.

Nun kam´s nämlich wieder mal zum Duell der Jugend-Freunde, des TSV-Einsers Kilian Ort und des ASV-Zweiers Dang Qiu. In ihrer bisherigen Direktbilanz führte Ort . Doch Qius Ergebnisse ließen aufhorchen und athletisch soll er sich stark verbessert haben. Ort aber auch. Den ersten Satz dominierte Qiu klar, machte kaum Fehler 6:11. Der zweite verlief bis 9:9 ausgeglichen, dann rutschte Ort bei 10:9 aus, lag wie ein Boxer am Boden, 10:10 und die Schlägerkante zum 10:12. Was hatte Coach Itagaki Kilian nur vor dem dritten Satz geflüstert!  Dang war doch so „on fire“, doch Ort löschte es, ging bei 8:8 erstmals in Führung und gewann 11:8. Im vierten Satz war die Anspannung greifbar, das Spiel mutierte zur reinen Nervenschlacht und Ort war jetzt der Aktivere. 11:7 und rein in den fünften. Erst von 5:5 auf 10:5 und fünf Matchbällen. Dann kannte Kilian keine Freundschaft mehr: Den fünften verwandelte er zum 11:9 und zum unerwarteten 2:0 vor der Pause.

Wie würde sich der Königshöfer Neue Bence Majoros, 105. der Weltrangliste, gegen den Grünwettersbacher Neuen Sathiyan Gnanasekaran, WR 40, aus der Affäre ziehen? Es wurde ein 0:3, aber nach hartnäckigem Widerstand: 8:11, 10:12 und 11:13. Bence kam immer näüher ran, „und er wird sich weiter verbessern und uns noch viel Freude bereiten“, spannte Andy Albert den Schirm über ihm aus. Dennoch: Nur noch 2:1 und plötzlich zauberte der ASV mit dem slowenischen Routinier Bojan Tokic einen Joker aus dem Ärmel. Wohl dem, der über Mittel verfügt, einen solchen Ersatzmann auf der Bank zu haben, immerhin die Nummer 70 und besser platziert als jeder Königshöfer. Sie hatten dem Neuzugang aus Saarbrücken anstelle des Nationalspieler Walther eingewechselt, weil er im vorigen Jahr Kilian Ort zwei Mal geschlagen hatte, 3:1 und 3:2.

Doch Ort spielte die ersten zwei Sätze, als hätte er das alles verdrängt oder verarbeitet. Nach 0:4 noch 11:7 im ersten Satz. Nach 1:4 noch 11:7 im zweiten. Nur noch ein Satz bis zur nächsten TSV-Sensation. Aber nach 1:5 im dritten 6:11. Nach „nur“ 3:5 ein 7:11 im vierten: Tiefes Durchtamen bei Grünwettersbach, schwerer werdender Atem bei Bad Königshofen. Und das ASV-Publikum bewies absolute Klasse, pushte Tokic nach vorne und der Funke sprang über: 11:6 für ihn und alles wieder bei Null, 2:2.

Jetzt mussten zwei Doppel die Entscheidung bringen, die noch nie zusammen gespielt hatten. Die Königshöfer Paarung Oikawa/Majoros holte mit dem dritten Satzball den ersten Durchgang, musste den zweiten 7:11 und den dritten, einer Deklassierung ähnlich, 2:11 abgeben. Im vierten Satz hätten sie wieder alles auf Null stellen können, führten schon 10:7, hatten vier Satzbälle und verloren 12:14. „So sehen Sieger aus“, skandierten die Einheimischen. Und deren Kommentator meinte: „Erst sah es nach einer bitteren Niederlage aus. Dann könnte es die Geburtsstunde einer großen Mannschaft gewesen sein.“ Und Andy Albert: „Man mag es mir glauben oder nicht: Freilich hätte ich gerne gewonnen. Ich bin aber zufrieden. Es geht deutlich nach oben.“

Ergebnisse:
Walther – Oikawa (8:11/8:11/13:15)                       0:3
Qiu – Ort (11:6/12:10/8:11/7:11/9:11)                    2:3
Gnanasekaran – Majoros (11:8/12:19/14:12)         3:0
Tokic – Ort (7:11/7:11/11:6/11:8/11:6)                   3:2
Gnanasekaran/Qiu – Oikawa/Majoros  (11:13/11:7/11:2/13:11)    3:1
Oberschiedsrichter: Nüssle
Zuschauer: 150