Auf Mizuki Oikawa kommt es an

TTBL

Beim heimstarken Post SV ist die Hürde hoch

Bad Königshofen (rd) Wenn Verletzungen von für die Mannschaft besonders wichtigen Sportlern denn schon sein müssen, dann, so ärgert man sich beim Tischtennis-Bundesligisten TSV Bad Königshofen, könnte sie wenigstens in eine jener längeren Spielpausen in der TTBL-Runde fallen, damit der Protagonist nicht gar so lange ausfällt. Bei Kilian Ort passierte sie ausgerechnet am Ende einer dreiwöchigen Pause vor fünf Spielen in den darauf folgenden vier Wochen. Bergneustadt (im Pokal) und Saarbrücken sind absolviert – und verloren, Mühlhausen (A, 7.10.), Jülich (H, 14.10.) und Bergneustadt (A, 28.10.,TTBL) stehen unmittelbar bevor. „Es geht nicht wirklich aufwärts“, gab Kilian Ort Mitte der Woche zu bedenken, dass die bisherige Behandlung inklusive Übungen keine Besserung seiner Knieprobleme ergeben haben. Nach einer MRT-Untersuchung wurde mit einer neuen Behandlungsart von vorne begonnen. Woraus zu schließen ist, dass er auch diesen Sonntag im Bayern-Thüringen-Derby nicht zur Verfügung steht und erneut von Filip Zeljko zu ersetzen sein wird.

Von der erhofften Leichtigkeit nach dem glänzenden Saisonstart der Königshöfer mit den Auswärtssiegen in Bremen und Grenzau ist nichts übrig geblieben. Das 0:3 gegen Fulda sowie die beiden äußerst unglücklichen 2:3-Niederlagen in Grünwettersbach und gegen Saarbrücken sowie Kilian Orts Verletzung holten die Itagaki-Crew von Wolke sieben und brachten sie in eine prekäre Situation. Von wenigstens ein bisschen Glück war und ist weit und breit nichts zu sehen: Nicht was Ort betrifft, nicht bei 2:0-Gesamtführung und nicht bei 9:9 im fünften Satz, wie geschehen in Grünwettersbach und gegen Saarbrücken. Die Art und Weise, wie sich die Mannschaft präsentierte, stimmte, außer im Pokal gegen Bergneustadt, und stimmte zuversichtlich.

Was kaum zu verstehen ist, war die Wandlung des Mizuki Oikawa von Samstag auf Sonntag, von einer desolaten Vorstellung hin zu zwei überragenden Siegen gegen absolute Weltklasse-Gegner. Filip Zeljko als Ort-Ersatz kämpfte ebenso überragend, spielte aber unglücklich. Wobei entscheidende Punktgewinne bei 9:9 oder 11:11 im fünften Satz, wenn sie überwiegend der Gegner macht, eben auch ein Zeichen von Qualität sind. Dabei ist der TSV Bad Königshofen neben Jülich und vielleicht Grenzau die einzige Bundesliga-Mannschaft, die hinter den Positionen 1 bis 3 nichts Gleichwertiges im Kader hat, was aus taktischen Gründen eingewechselt werden kann. Fünf Bundesligisten könnten sogar eine zweite konkurrenzfähige Mannschaft aufbieten. Der TSV aber wird ohne Ort besonders auch im Doppel auf keinen grünen Zweig kommen.

Der Post SV Mühlhausen steht ungefähr dazwischen, ist in dieser Saison aber so stark besetzt wie noch nie in seiner Bundesliga-Ära. So ist es absolut kein Zufall und nicht einmal eine Überraschung, dass die Thüringer nach vier Spieltagen Tabellendritter sind mit 6:2 Punkten hinter den beiden Top-Favoriten Düsseldorf und Ochsenhausen. Kilian Ort nennt es „Aufwind“, in dem sie sich befinden. Sie bewegen sich sogar in allerbester Thermik, wie die Ergebnisse zeigen: 3:2 in Bergneustadt, 2:3 gegen Düsseldorf, 3:1 gegen Ochsenhausen und 3:0 in Bremen. Wer Mühlhausen nicht auf der Liste der Top-Kandidaten für die Play-Offs hat, verkennt die Situation und übersieht die Qualität seiner vier Spieler.

Nachdem die Thüringer in der vergangenen Saison schon auf Play-Off-Kurs lagen und mit dem sechsten Platz am Ende die beste Platzierung in ihrer Vereinsgeschichte erreichten, setzt der Post SV Mühlhausen weiterhin auf sein bewährtes Trio, den Österreicher Daniel Habesohn (32), den Rumänen Ovidiu Ionescu (29) und den Tschechen Lubomir Jancaric (31) bzw. konnte sie auch mit seinen finanziellen Resourcen halten. Mit Steffen Mengel aus Bergneustadt wurde sogar ein weiterer erfahrener Spieler dazu verpflichtet. Damit gewann die Mannschaft von Trainer Erik Schreyer weiter an Qualität, wie sich bisher schon gezeigt hat. Aktuell sind die beiden Top-Scorer in der Form ihres Lebens. Ionescu gewann vor zwei Wochen bei der EM in Alicante Silber im Einzel, musste sich nur Timo Boll beugen. Und Habesohn gewann zum zweiten Mal EM-Gold im Doppel. Keiner der vier hat eine negative Bilanz. Ionescu (3:2) schlug in der vorigen Saison Mizuki Oikawa und Darko Jorgic. Auch Habesohn (4:1) gewann gegen Oikawa, hat heuer schon Drinkhall, Gauzy, Källberg und Szöcs besiegt. Jancaric (2:1) setzte sich gegen Fegerl und Steger (3:0!) durch. Die besonderen Umstände in der Mühlhausener Halle tragen zu dieser statistisch belegten Favoritenrolle der Thüringer zusätzlich bei.