Nichts zu holen bei den Schwalben

TTBL

Ersatzgeschwächter TSV unterliegt beim neuen Tabellendritten TTC Schwalbe Bergneustadt

Bad Königshofen (rd) Das achte Vorrundenspiel des Bundesliga-Siebten TSV Bad Königshofen beim Vierten TTC Schwalbe Bergneustadt endete mit demselben Punkt- und Satzverhältnis wie das Pokalspiel vor vier Wochen. Die Gastgeber traten in derselben Besetzung wie damals an, nur in total veränderter Aufstellung. Und die Gäste mussten nicht nur auf Mizuki Oikawa verzichten, der aus sportlichen und Studiengründen in Japan unabkömmlich ist. Auch Kilian Ort, der signalisiert hatte, ein Comeback nach seiner sechswöchigen Verletzungspause zu wagen, sagte am Vorabend ab. Damit, dass für Oikawa dessen Landsmann Koudai Hiraya und nicht Filip Zeljko spielen sollte, rückten die Gäste erst im Verlauf des Einspielens heraus. Daran beteiligten sich alle vier. Kilian Ort war aber schon anzusehen, dass er wohl nicht spielen würde.

Und in der Folge gab es erst mal kein Tischtennisspiel, sondern ein Pokerspiel. Die Einheimischen reagierten von sich aus und gewannen, vermutlich, den Poker. Sie stellten ihre Nummer 1 Benedikt Duda, den EM-Fünften und zweitbesten Punktesammler der Liga, auf Position 3. Er würde vermutlich der Einzige sein, der über die probaten Mittel gegen den an 3 vermuteten Abwehrspezialisten Hiraya verfügen könnte. Damit war auch Andy Alberts Plan zunichte, Bence Majoros an 2 gegen einen Duda auf 1 zu positionieren. So viel indes hier schon: Der Poker war nicht entscheidend für den Spielausgang, sondern die besser und ausgeglichener besetzte Mannschaft aus Bergneustadt. Wenn man gegen diesen Play-Off-Kandidaten und Borussia-Düsseldorf-Bezwinger überhaupt eine Chance haben wollte, dann nur mit einem Mizuki Oikawa und einem Kilian Ort in Bestform.

Nichtsdestotrotz ging der bisher erfolglose TSV-Ersatzmann Filip Zeljko mit einem respektablen Frühstart in die Partie gegen den spanischen Linkshänder Alvaro Robles, die Nummer 51 der Weltrangliste. Das Feuer, das er vom ersten Ballwechsel an entfachte, war aber schnell unter Kontrolle gebracht von Robles, der einfach in allen Facetten dieser Sportart besser ausgerüstet ist als Zeljko. Seine längere Reichweite kombinierte der Spanier mit hervorragender Beinarbeit. Und taktisch zog er alle Register, zumindest in der zweiten Hälfte jedes der drei Sätze. War Zeljko schon im ersten bis 6:6 dran, musste er Robles zum 6:11 ziehen lassen. Im zweiten ging die Post von 7:7 zum 7:11 davon, weil sich die teils winzigen Nuancen an Qualitätsunterschied zu einem entscheidenden Gesamtvorteil summierten. Hinzu kam, dass Robles einer ist, der die kleinsten Schwächen seines Gegners so gut liest, dass er sie zu einem Gesamtbild zusammensetzt und die entsprechende Taktik daraus formt. Kurzum, es gab keine Chance für Zeljko, dieses Spiel zu gewinnen.

Wie würde sich der junge TSV-Ungar Bence Majoros gegen den erfahrenen Engländer Paul Trinkhall schlagen? Er ging mit 9:8 erstmals in Führung und gewann den ersten Satz mit 11:9. Im zweiten war er immer dran, wehrte zwei Satzbälle ab und verschoss einen „Elfmeter ohne Torwart“, eine Vorhandpeitsche ins Leere zum 10:12. „Wenn er den Satz heim gebracht hätte, hätte er eine Chance gehabt“, sprach Andy Albert von der „Hätte-hätte-Fahrradkette. Bence hat wirklich gut gespielt, aber halt doch nicht gut genug für einen Trinkhall.“ Nein, ein Kracher wie Darko Jorgic vor einem Jahr zu dieser Zeit ist Majoros nicht, jedenfalls noch nicht. Was also würde Duda mit der Königshöfer Geheimwaffe Koudai Hiraya machen?

Der Gelegenheits-Profi, der normalerweise seine Abwehrkünste nur für Shakehands-Lehrfilme zur Verfügung stellt, begann wie aufgedreht, enteilte auf 5:0 und wurde bei 8:8 eingefangen. Duda hatte die Details zur entsprechenden Taktik zusammengetragen. Und dennoch nutzte der Königshöfer seinen zweiten Satzball zum 12:10. Die Mimik des Gute-Laune-Typs aus dem Fernen Osten pendelt stets zwischen Grinsen und Lächeln. Nur ganz selten verzog sich in diesem Spiel sein Gesicht zu einem Das-gibt´s-doch-nicht-Blick. Er ist ein absoluter Positiv-Denker, der jeden Punkt mit der Faust feiert und bei 12:10 im ersten Satz die Hände hoch riss, als hätte er soeben das Gesamtmatch entschieden. Er verlor aber die nächsten drei Sätze und nur ein Mal ballte Duda, der Emotionen und Stimmungen kontrolliert wie kein Zweiter, die Faust: Nach dem allerletzten Ballwechsel. Die Geheimwaffe Hiraya war entwaffnet. Doch Albert lobte ihn: „Sein Spiel gegen Duda war schon allein den Eintritt wert.“ Stimmt: Das Spiel zeigte den ganzen Reiz und die Brillanz von Ballwechseln zwischen Angreifer und Abwehrspezialist.

Ergebnisse:
Robles – Zeljko           3:0   (11:6/11:7/11:6)
Drinkhall – Majoros     3:1   (9:11/12:10/11:8/11:8)
Duda – Hiraya             3:1  (10:12/11:6/11:6/11:6)
Zuschauer: 145