Klare Niederlage im Derby

TTBL

Für den TSV gab es in Fulda nichts zu erben

Bad Königshofen (rd) Nichts wurde es mit einer weiteren zeitnahen Weihnachtsbescherung für die Fans und Mannschaft des TSV Bad Königshofen. Zwei Tage vor Heiligabend unterschrieb der Nationalspieler Bastian Steger für die nächste Saison: Eine wahrlich gelungene Weihnachtsüberraschung. Und einen Tag später gab es doch die allseits erwartete Niederlage beim Tabellennachbarn im Osthessischen. Erwartet deshalb, weil der fleißigste Punktesammler Mizuki Oikawa im fernen Japan um einen Platz in der WM-Mannschaft seines Heimatlands kämpfte und bisher allein 14 der 22 gewonnen Punkte beigetragen hatte. Hier wurde er von Filip Zeljko vertreten, der seinerseits noch ohne Spielgewinn in dieser Runde war.

Rund 200 Königshöfer Fans waren mit der Euphorie der letzten zwei Siege gegen Bremen und Grenzau im PKW und im voll besetzten Bus angereist und egalisierten stimmgewaltig die Unterzahl in der mit 850 Zuschauern ausverkauften Halle. Mit ähnlichen Gefühlen sah es in der TSV-Truppe anders aus. Schließlich hatten Bence Majoros und Filip Zeljko am Vortag von Manager Andy Albert von Stegers Verpflichtung erfahren, von seinen weiteren Kaderplanungen aber noch nichts. „Sie können sich beweisen“, hatte er ihnen mit auf den Weg gegeben. Über Drucksituationen jedweder Art sollten Tischtennisspieler bei diesem Kopf-gesteuerten Sport am besten gar nicht nachdenken. Jedenfalls war eine solche den Beiden auch nicht anzumerken: Sie spielten im Rahmen ihrer bisher gezeigten Möglichkeiten. „Sie haben gekämpft und sich gegenseitig angefeuert wie immer“, lobte sie Manager Andy Albert.

Fuldas Trainer qing Yu Meng war es gelungen dafür zu sorgen, dass Kilian Ort gegen keinen seiner zwei Abwehrspieler dran kam. Ort hatte ja Filus im letzten Vergleich bei der DM in Berlin zum ersten Mal geknackt. Diesmal bekam er es mit dem von Position 3 auf 1 vor getauschten Kroaten Tomislav Pucar zu tun, sehr viel zu tun. Der 1,95-m-Riese ließ ihn nie seinen Rhythmus finden, sondern zwang ihm seine aggressive Spielweise auf. Pucar, dem er vor anderthalb Jahren im Viertelfinale der U21-Europameisterschaft noch heftigen Widerstand geleistet hatte, war gestern der Stärkere. „Es waren in allen drei Sätzen Nuancen, die die beiden trennten“, befand Albert. „In der Summe ergab es aber einen verdienten 3:0-Sieg für Pucar“ und nach nur 17 Minuten im IC-Tempo die 1:0-Führung für Fulda.

Spritzig wie Mineralwasser aus Fulda begann der Bad Königshöfer Filip Zeljko sein Spiel gegen Xi Wang. Gegen den ihm aber die Konstanz, das Fehler-minimierte Spiel, die höchstmögliche Konzentration und letztlich auch Geduld fehlten, um ausgerechnet gegen ihn sein erstes Saisonspiel zu gewinnen. „Er hat angefangen wie die Feuerwehr“, sah ihn Albert im ersten Satz, „war gut auf den Beinen. Man merkte ihm auch an, dass er zuletzt mehr trainiert.“ Aber irgendwann Mitte des Satzes oder bei 8:8 setzten sich die Erfahrung und die flexiblere Taktik des Deutsch-Chinesen durch. So führte Zeljko im ersten Satz bis 7:5, spielte bis dahin fast euphorisch, glänzend, mitunter mit genialen Reaktionen und Lösungen. Dann kam, wie so oft, der totale Bruch, kein Punkt mehr und das 7:11.

Gleiches Bild im zweiten Satz. Auch hier feierten die Königshöfer Fans jeden Punkt des sympathischen Kroaten euphorisch. Dem aber anscheinend die letzte Konsequenz zur Entscheidung für den Leistungssport fehlt, die Turnierhärte auf jeden Fall. Während sein Gegner, 13 Jahre älter, ein eher seltenes Exemplar von Tischtennisspieler ist, mit allen Varianten in seinem Spielplan von tiefster Defensive über den Block an der Tischkante und den plötzlichen Konter bis hin zur totalen Offensive – von einem Ballwechsel zum anderen. Auch im dritten Satz war Zeljko wieder bis 8:8 dabei, bis dann der Bruch zum 8:11 folgte. Seine emotionalen Rahmenbedingungen und dieser starke Gegner waren am Ende doch eine zu hohe Hürde.

Ähnliches war bei Bence Majoros zu beobachten, der eine ganz andere Ausgabe von Abwehrspezialist vorgesetzt bekam. Kilian Ort konnte ihn zwar kurzfristig auf die nötige Taktik gegen Ruwen Filus vorbereiten. Komplett umsetzen konnte er sie aber nur in den ersten zwei Sätzen. Es ist nämlich ein mühsames Brot, sich diesen Typ Spieler so geduldig zurecht zu stellen, um ihn dann abschießen zu können. Im ersten Satz war Bence bis 9:9 dran, verlor 9:11. Im zweiten Führung vom ersten Ballwechsel an und 11:9 mit dem dritten Satzball. Dann trennte Filus die Spreu vom Weizen, machte er den tatsächlichen Qualitätsunterschied zwischen Meister und Lehrling deutlich, deckte er die gesamte Palette von Baustellen auf, an denen Majoros noch zu arbeiten hat. Es setzte sich der komplettere Spieler durch. Nach der Fußballzeit von 90 Minuten, aber inklusive 20 Minuten Pause, war das Derby beendet und stand die Erkenntnis, dass man in dieser Besetzung auf Dauer nicht konkurrenzfähig ist in dieser Liga.

Ergebnisse:
Tomislav Pucar – Kilian Ort 3:0   (11:6/11:8/11:9)
Wang Xi – Filip Zeljko 3:0   (11:7/11:8/11:4)
Ruwen Filus – Bence Majoros 3:0   (11:9/9:11/11:6/11:5)
Oberschiedsrichter: Tobias Pumm
Zuschauer: 850