Zweite Auswärtsniederlage in Folge für den TSV

TTBL

…, die in Bestbesetzung wohl zu vermeiden gewesen wäre

Grünwettersbach (rd) Diese 1:3-Niederlage im Karlsruher Stadtteil Grünwettersbach, die zweite hintereinander gegen eine Mannschaft, die man die ganze Saison über hinter sich in der Tabelle sah, war Salz in die Wunde von Grenzau sechs Tage vorher. Das Team des Tabellenfünften TSV Bad Königshofen scheiterte erneut daran, die herausragenden Leistungen gegen Spitzenteams wie Düsseldorf und Saarbrücken gegen einen Gegner auf Augenhöhe zu kopieren. Tischtennis wird nun mal nicht im Copy-Shop gespielt, sondern ist eine hoch sensible Sportart, in der alle Komponenten physischer und mentaler Leistungskraft zusammenwirken. Für zweieinhalb Stunden harter Arbeit auf hohem Niveau und im Grenzbereich von Sekundenbruchteilen und Millimetern gab es null Punkte, weil das Spielsystem ein „verdientes Unentschieden“ nicht hergibt.

Mitentscheidend war natürlich die Aufstellung der Königshöfer, bei denen nicht nur, wie seit Mitte Dezember, Yukiya Uda zu ersetzen war. Auch Kilian Ort fehlte wegen Rückenproblemen. Deshalb kam Martin Allegro nach seiner Hüftoperation im November erstmals in einem Einzel zum Einsatz und war gegen Wang Xi chancenlos. Es war nicht nur von der Papierform her, sondern auch am Tisch das klarste Duell. Da konnten auch die Anfeuerungsrufe der mitgereisten TSV-Fans nicht helfen, wenn Wang den Ball mit seinen Außennoppen auf der Rückhand rasierte. So ein Schlägermaterial darf jeder benutzen, der es beherrscht, kann andererseits einen Gegner entnerven und mitunter hilflos aussehen lassen. Zumal wenn er, wie Allegro, zum ersten Mal gegen Wang spielt. Kilian Ort hat schon mehrfach erfolgreich bewiesen, mit welchem Rezept dem jederzeit Konter-bereiten Abwehrspieler beizukommen ist.

Im zweiten Spiel trafen im Duell der Bundesliga-Urgesteine der Portugiese Tiago Apolonia und Bastian Steger aufeinander, die sich schon jahrelang kennen. So viel nur: Es war ein Weltklasse-Spiel, aber nur vom Königshöfer: Total überzeugend, nie in Gefahr geratend, einen Satz zu verlieren, wobei Apolonia (36) – 2019 WM-Bronze im Doppel – ja keine Laufkundschaft ist. Steger spielte bärenstark und brachte nur im ersten Satz ein bisschen Spannung rein, als er ab 10:5 insgesamt sieben Matchbälle bis zum 13:11 benötigte. Mit einer beeindruckenden Vorstellung stellte er das Zwischenergebnis zur Pause auf 1:1.

Nun ging die Verantwortung für die Grabfelder an den kroatischen Nationalspieler Filip Zeljko (26)  über, der auf den deutschen Ricardo Walther (31) an Position 3 traf. Der ging nach einem Spiel Pause wegen Rückenproblemen und zuvor fünf siegreichen Spielen erstmals wieder in die Box. Dies als Favorit, obwohl er sich im Hinspiel Zeljko mit 2:3 hatte beugen müssen und Filip seinen Angstgegner nennt.

Zeljko hätte die Tür zum nächsten Auswärtssieg ein großes Stück öffnen können. Hochklassig war diese Partie aber nicht, sie lebte vielmehr von der Spannung bzw. Anspannung bei beiden. Die „Ric“  am Ende besser in Griff bekam, wogegen Filip nicht über seinen Schatten springen konnte und zurzeit ein Stück weit entfernt ist von seiner Hinrundenform. Seit Ende November hat er von zehn Einzeln nur eines (in Fulda) gewonnen. Sein Manko: Fehlendes Selbstvertrauen zum Satzende hin, Beispiel von 9:7 zum 9:11-Matchball im vierten Satz. Übrigens: Auch gegen Walther weist Ort eine positive Bilanz auf.

Im Spitzen-Einzel galt es für Basti Steger, mit einem Sieg gegen Wang Xi die vorzeitige Niederlage abzuwenden und das Schlussdoppel zu ermöglichen. Gegen Wang, „gegen den ich schon lange nicht mehr gewonnen habe“, so der TSV-Leader. Wang wollte gegen Königshofen unbedingt an eins spielen, so sehr war er von seiner Form und Selbstbewusstsein überzeugt. Auf jeden Fall war das Format Weltklasse jede Sekunde den Eintritt wert. Insgesamt hatte Steger nicht nur Wang gegen sich, sondern auch ein unfassbares Paket voller Pech in dieser ausgeglichenen Partie: Wasser auf die Mühlen des euphorisierten ASV-Publikums, das mit dieser Stimmung Königshöfer Shakehands-Niveau erreichte oder gar übertraf und seine ausgeglichener besetzte Mannschaft zum Sieg brüllte – den nicht unverdienten.

Ergebnisse:
ASV Grünwettersbach – TSV Bad Königshofen 3:1
Xi Wang – Martin Allegro                     3:0 (11:5/11:4/11:8)
Tiago Apolonia – Bastian Steger         0:3 (11:13/5:11/8:11)
Ricardo Walther – Filip Zeljko             3:1 (11:9/9:11/11:7/11:9)
Xi Wang – Bastian Steger                      3:1 (12:10/11:7/7:11/11:7)